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Web-Oberfläche
Das Web-GUI des DIR-850L wirkt sehr funktional und ist gespickt von zahlreichen Hilfe-Texten. Somit erscheint es auf den ersten Blick perfekt bzw. wie eine wünschenswerte Web-Oberfläche. Doch bei näherer Betrachtung kann diese Fassade an einigen Stellen bröckeln.
Das beginnt schon mit den Erläuterungen und den Hilfe-Texten. Diese wurden vom Englischen ins Deutsche übersetzt und sind zu großen Teilen auch sehr hilfreich. Doch manchmal sind sie zu technisch, um hilfreich zu sein. Ein anderes mal ist die Übersetzung nur maschinell durchgeführt worden und ergibt wenig Sinn. Und gelegentlich gibt es auch mal gar keine Übersetzung, sondern nur einen Hilfe-Text in englischer Sprache.
Durch etwas mehr Qualitätssicherung, wäre der positive Ersteindruck langfristig erhalten geblieben. Dennoch muss man dazu sagen, dass sich das DIR-850L in dieser Disziplin besser schlägt, als so manches Konkurrenz-Produkt, dass gänzlich auf eine Hilfe verzichtet oder sie nur oberflächlich bietet.
Bei den Funktionen des DIR-850L bröckelt die Fassade dann aber etwas stärker. Hier gibt es zwar hunderte von Optionen an denen man was einstellen kann. Doch sie sind alle recht einseitig. Die meisten von Ihnen konzentrieren sich auf Regeln, die man definieren kann, um den Datenfluss zu kontrollieren. Vernachlässigt werden aber Funktionen, mit denen man den Router über sich hinaus wachsen lässt. Oder mit denen man andere (Netzwerk-)Geräte einsparen kann.
Was wir im konkreten vermissen, ist zum Beispiel eine WLAN-Bridge-Funktion, ein VPN-Server oder eine WLAN-Repeater-Funktion. Denn technisch wäre der DIR-850L durchaus in der Lage all diese Funktionen zu bieten, doch im Web-GUI sind sie nicht vorhanden bzw. nicht realisiert worden. Das schränkt sein Betätigungsfeld deutlich ein und macht vor allem auch eine spätere Zweitverwertung des Routers unwahrscheinlicher. Anders als viele andere Router, will der DIR-850L scheinbar nur ein Router bleiben.
Hoffnung auf eine zukünftig steigende Funktionsvielfalt macht das sogenannte mydlink. Hierbei handelt es sich um einen Service, den D-Link für viele seiner Geräte anbietet. Mit ihm kann man aus der Ferne auf die heimische D-Link Hardware zugreifen, wahlweise aus einem Browser oder aus einer App heraus. Damit lässt sich beispielsweise eine (D-Link) IP-Cam abfragen oder auf den Speicher einer (D-Link) NAS zuzugreifen. Im Fall des DIR-850L kann man damit aus der Ferne einige Router-Einstellungen anpassen oder einen Neustart erzwingen. Dies ist im Moment nur für Wartungs-Fälle interessant, falls man die Router von Freunden, Familienangehörigen und Bekannten aus der Ferne betreuen möchte. In Zukunft könnten aber noch weitere Gimmicks folgen, die diesen Dienst aufwerten. Vorausgesetzt natürlich, D-Link verstärkt auch hier seine Bemühungen in der Software-Entwicklung.
Trotz dieses eingeschränkten Funktionsangebotes richtet sich der DIR-850L mehr an die versierten Anwender und verlangt an vielen Stellen eine manuelle Konfiguration. So zum Beispiel bei den Einstellungen der QoS. Dieser Bereich gestattet Regeln in Abhängigkeit von IP-Adresse, Port und Protokoll. Ebenso lässt sich definieren, ob die Abarbeitung nach einer strickten oder einer gewichteten Umsetzung erfolgt. Und wie die Gewichtung verteilt ist, darf man auch selbst bestimmen. Das Problem bei der manuellen Konfiguration ist jedoch, dass man alle Eventualitäten berücksichtigen muss. Und da dies selbst vielen erfahrenen Anwendern schwer fällt, wäre zusätzlich eine vollautomatisiertes QoS sehr hilfreich gewesen. So jedoch bleibt das QoS ungenutzt oder wird nur einseitig eingestellt, um vielleicht ein oder zwei Dienste zu priorisieren.
Es bleibt somit Geschmackssache, ob die Web-Oberfläche vom Anwender als positiv oder negativ aufgefasst wird. Denn es gibt auch das klassische Gegenbeispiel, bei dem die Router-Hersteller dem Anwender überhaupt keine Einstellungen gestatten und man darauf vertrauen muss, dass sie das Produkt schon halbwegs optimal (oder überhaupt annähernd) auf die eigenen Bedürfnisse angepasst haben. Aus dieser Perspektive betrachtet, kann das DIR-850L sich schon eher behaupten. Doch spätestens hier wird klar, dass das DIR-850L nicht jeden Anwender glücklich machen kann.