Inhaltsverzeichnis
Technik
Auf der SSDNow mS200 findet sich ein LSI SandForce-2241 SoC. Er ist der Nachfolger des SF-2141, was ihm eine 6 Gbps SATA-Anbindung eingebracht hat. Gleichzeitig ist er der kleine Bruder des SF-2281. Leistungsmäßig ist er ihm ebenbürtig, jedoch in der Anzahl seiner Channels und Byte-Lanes beschnitten, so dass er nur maximal 128 GByte statt 512 GByte adressieren kann.
Da die Notwendigkeit an SSDs mit geringer Kapazität rückläufig ist, tun sich beschnittene SoCs wie der SF-2241 schwer in diesem Markt Abnehmer zu überzeugen. So findet man den SF-2241 – trotz seiner guten Leistung – nur auf wenigen SSDs. Anders ergeht es da dem SF-2281. Da er SSDs mit bis zu 512 GByte ermöglicht, bietet er den Herstellern ein breiteres Spektrum an aktuell und zukünftig relevanten Modellen. Das Resultat ist, dass er sich gleich auf jeder vierten SSD einfindet. Und auch auf Mini-SATA-Platinen läuft er dem SF-2241 spielend den Rang ab, den offensichtlich nur Kingston im Angebot hat.
Schon im nächsten Jahr steht der SF-3719 vor der Tür und dürfte den SF-2241 endgültig in Rente schicken. Obwohl auch er im unteren Leistungssegment angesiedelt ist, legt er hinsichtlich seiner Leistungsfähigkeit noch eine Schippe drauf, zumal er – neben der 6 Gbps SATA Schnittstelle – mit einer nativen PCI-Express-Anbindung glänzen kann (PCIe 2.0 mit 2 Lanes). Doch bei der Speicherkapazität soll auch hier nur maximal 128 GByte möglich sein. Das lässt darauf schließen, dass der SF-2241 und der SF-3719 vornehmlich für strom- und platzsparende Systeme konzipiert wurden. Auf typischen 2,5″ SSDs wird man sie daher wohl niemals antreffen. Dafür um so mehr auf Mini-SATA-Platinen und womöglich auch auf Flash-Modulen sowie im Embedded-Bereich. Vielleicht sogar auf SSHDs, die ja neuerdings wieder in Mode kommen. Vorausgesetzt natürlich, die Kunden spielen mit. Denn sollte der SF-3719 keine besseren Kaufargumente liefern, als aktuell der SF-2241, dann steht ihm möglicherweise das gleiche Schicksal bevor.
Kapazität
Auf der Platine finden sich vier Toshiba NAND-Chips (19nm, MLC) mit der Bezeichnung TC58TEG6DDJTA00. Diese müssten jeweils 8 GByte bereit stellen können, in der Summe also 32 GByte. Kingston wirbt jedoch nur mit 30 GByte und nach der Formatierung zeigen sich hier auch nur die besagten 30 GByte (bzw. 30.014.435.328 Byte). Bei solch begradigten Speicherkapazitäten kommt natürlich schnell die RAISE-Funktion des SandForce-Controllers in Verdacht, die nach RAID-Manier die Ausfallsicherheit des Laufwerks steigert, indem sie sich einen NAND-Chip für die Parität sichert. Doch die vorliegende mS200 ist zu klein dafür. Bei kleinen Kapazitäten ist RAISE standardmäßig ausgeschaltet und im Fall unserer 30 GByte mS200 kommen ohnehin nur 4 NAND-Chips zum Einsatz. Wäre RAISE aktiviert, würde die Speicherkapazität sogar auf 24 GByte zusammen-schrumpfen.
Hier scheint es sich eher um einen Fall von Over-Provisioning zu handeln. Was bei solch kleinen Speicherkapazitäten untypisch ist, aber durchaus vorkommt. Beim Over-Provisioning wird die Spare-Area (der scheinbar ungenutzte Speicherbereich des Laufwerks) vergrößert. Die Hersteller versprechen sich davon eine höhere Lebenserwartung ihrer Flash-Laufwerke. Das dabei 2 GByte einen solch großen Unterschied machen, mag man kaum glauben. Doch tatsächlich gibt es Studien, die eine überproportionale Steigerung der Lebenserwartung (und sogar der Leistung) prophezeien. Laut Intel kann sogar eine Spare-Area von 10% die Lebenserwartung einer SSD verdoppeln, bei 40% sogar verfünffachen. Da verwundert es auch nicht, wenn bei einigen Enterprise-SSDs für den professionellen Einsatz fast 80% der Speicherkapazität als Spare-Area dienen.
Das hat sich Kingston auch gedacht und das Ganze tatsächlich auch als USB-Stick umgesetzt (recht bullig, obwohl es – dank zwei Platinen die mit Folienkabel verbunden sind – eigentlich kompakt werden sollte). Das Ding heißt Kingston DataTraveler Workspace. Bei ATTO Disk Benchmark limitiert die USB3.0 Schnittstelle den Stick allerdings schon bei 220 MB/s. Und bei AS SSD erreicht man nur max 140 MB/s im Lesen und 45 MB/s im Schreiben. Mit anderen Worten: Wegen dem Umweg über USB noch ein Stück langsamer, als das mS200.
Das mS200 ist tatsächlich nichts Halbes und nichts Ganzes. Aber es ist kein Zufall, dass es sich bei uns im Test eingefunden hat. Es wird in Zukunft als Testlaufwerk für externe Festplatten-Gehäuse dienen. Denn da es (mit ATTO Disk Benchmark) sehr hohe Peak-Werte generiert, kann es die USB3.0 Schnittelle gut ausreizen. Zumindest ist dass der vorläufige Masterplan.
Thx für den Artikel, aktuell klingt das Teil für mich aber eher so, dass man es zu nem klobigen USB-Stick-Ersatz umfunktionieren sollte, denn da sind diese Schreibraten wieder sehr angenehm, insbesonders deswegen weil die ~45MB/s ja eher worst case darstellt.
Für nen system-storage wäre mir das aber zu langsam…