Um anspruchsvollen Enthusiasten ein Mainboard schmackhaft zu machen, müssen sich die Mainboard-Hersteller schon was einfallen lassen. Kostete früher ein Highend-Gaming-Mainboard im Schnitt um die 200 Euro, ist dies heutzutage bestenfalls der Einstiegspreis. Denn heutzutage liegen diese Platinen im Durchschnitt bei 300-400 Euro. Für das neue MSI X99A Godlike Gaming dürfen es sogar über 500 Euro sein.
Die Nachfrage nach hochpreisigen Lösungen treibt die Hersteller dazu, Produkte zu entwickeln, die mit einer übertrieben guten Ausstattung und gerne auch mal mit viel Glämmer glänzen können. Das Godlike Gaming scheint in diese Kategorie zu fallen. So bietet es zum Beispiel eine eigene Beleuchtung, deren Farbwahl durch den Anwender angepasst werden kann. Zur Auswahl stehen 2048 Farbtöne.
Es gibt aber auch praktische Vorteile, wie den onBoard-Sound, der mit einem DA-Wandler von höchster Güte arbeitet. Laut MSI kommt hier ein ESS Sabre zum Einsatz, der einen Störabstand von 120 dB besitzen soll. Zum Vergleich: Ein typischer onBoard-Audio DA-Wandler bringt es auf ca. 80 dB, ein guter auf 90 dB.
Um solche Produkte an den Kunden zu bringen, versucht man es bedauerlicherweise auch mit dem guten alten Marketing. So wirbt man mit einer Netzwerkleistung, die laut MSI bei beachtlichen 2866 Mbit/s liegen soll. Wer da ins Staunen gerät, sollte bedenken, dass MSI hier einfach nur die Datenraten aller Netzwerkadapter (2x GbLAN und 1x 802.11ac WLAN) zusammen-addiert hat. Auch dass die Latenz des WLANs um den Faktor 3,5 geringer sein soll, klingt super. Bezieht sich aber nur ganz allgemein auf das 802.11ac WLAN im Vergleich zum alten 802.11n WLAN.
Man muss es den Herstellern nachsehen. Denn diese Klasse von Mainboards bieten nach Möglichkeit alles, wonach es dem Anwender verlangt (und auch irgendwie technisch machbar ist). Doch auch bei diesen Mainboards müssen in manchen Bereichen die Hersteller noch mit Wasser kochen. Da aber die Nachfrage und die Preisgestaltung weiter steigt, scheint dieser Markt noch zu wachsen. Man braucht sich also nicht wundern, wenn zukünftige Mainboards dieser Klasse sich dann preislich noch weiter nach oben ausdehnen. Und sich die Hersteller noch weit aus ungewöhnlichere Merkmale überlegen, mit denen sie den Kunden begeistern wollen.